Schwanengesang


Produktion im Rahmen des Tschechow-Projektes von Das TÖRCHEN e.V.


Der Einakter „Schwanengesang“ (Originaltitel ‚Kalchas‘) dramatisiert den „Abgesang“ eines alten Provinzschauspielers auf seine längst vergangene Jugend und sein künstlerisch überaus erfolgreiches Leben. Im Kostüm des Kalchas erwacht er nach einer rauschenden Vorstellung be-rauscht im nächtlichen Theater, wo man ihn am Vorabend nach seiner Verabschiedungsfeier vergessen hatte. Das Dunkel des Theaters, das bedrohliche Nichts, das in Form einer unangenehmen Kühle aus dem Zuschauerraum zu ihm aufsteigt, konfrontiert ihn unvermittelt mit der Sinnfrage seiner Existenz und der Endlichkeit seines Lebens. In diese für ihn aufwühlenden Betrachtungen tritt der zweite „Nachtgeist“ des Theaters, der langjährige, von ehrfürchtiger Bewunderung für die Schauspielkunst erfüllte Souffleur, der in Susanne Westhoffs Inszenierung als Beleuchter auftritt.


Beide Männer durchleben auf der nächtlichen Bühne ein Auf und Ab der Gefühle zwischen tragischer Verzweiflung, Hochachtung, Stolz, Grausen, Todesangst, Selbstmitleid und Hilflosigkeit. Über die Erinnerung an gemeinsame Glanzstunden der Schauspielkunst, welche die beiden grundverschiedenen Männer auf zwei verschiedenen Seiten des Theaters (der eine im Licht der Bewunderung, der andere unbeachtet hinter dem Licht) erlebt haben, finden sie zu einer kurzzeitigen Solidarität, die sich auf dem Boden des Gefühls entwickelt, das beide eint: bisher nicht wahrgenommene, doch plötzlich grausam reale Einsamkeit.

Die Inszenierung Susanne Westhoffs verfolgt vor allem den Aspekt der Daseinsfrage in der polarisierenden Tragik der beiden Protagonisten. Wechselnd tauchen sie in das Licht der Erinnerungen und Hoffnungen ein und verlassen es wieder in Erkenntnis ihrer gemeinsam empfundenen Einsamkeit. Dem Motiv des Lichtes folgend provoziert die Inszenierung die bange Frage: Was bleibt, wenn das Licht ausgeht?


Regie: Susanne Westhoff

Susanne Westhoff ist seit 1982 Mitglied der freien Theatergruppe „DAS TÖRCHEN“ (Havixbeck/Münster). In über 20 Produktionen wirkte sie dort als Schauspielerin in Kinder-, Jugend- und Erwachsenenstücken mit. Darüber hinaus besuchte sie regelmäßig Fortbildungen zu Sprache, Rhythmik, Schauspiel etc. Als Referentin tritt sie in Theaterworkshops für Kinder und Jugendliche auf.
Nach einer Regieassistenz in der „TÖRCHEN“-Produktion „Hexenjagd“ (Arthur Miller) führte sie Regie in dem Bewegungstheater „Europäische Madrigalhäppchen“.

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SO DUMM GEHT DAS LEBEN VORBEI

Szenen und Einakter von Anton Tschechow