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LYSISTRATA

nach Aristophanes

Podiumsdiskussion


Vor dem Hintergrund des “Lysistrata”-Stückes fand eine Sonderveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem „Aachener Friedenspreis e.V.“ statt:

Podiumsdiskussion: „Gewaltprävention mit Jugendlichen“

mit dem Publikum im Anschluss an die Aufführung der „Lysistrata“:

Podiumsteilnehmer:

Thomas Auchter (Dipl.-Psychologe), Matthias Fischer (Aachener Friedenspreis e.V.), Martin Goltsch (THEATERausBruch), Richard Okon (Leiter des Jugendzentrums OT St. Josef), Mohamed Ouni (Dipl.-Sozialpädagoge), Anna Wahl (Netzwerk Aachener Schulen gegen Gewalt und Rassisimus),


Moderation:

Matthias Hinrichs (Aachener Zeitung)


Presseberichte:


Aachener Zeitung, 13.10.2003

Jugendgewalt als Problem der Gesellschaft
Lebhafte Diskussion bei Theaterprojekt des Friedenspreises

Von Kolja Linden

,,Nach dem Krieg ist vor dem Krieg“. So heißt das neue Projekt vom Aachener Friedenspreis und verschiedenen Theatern der Stadt, das am vergangenen Wochenende eine gelungene Premiere feierte. AZ-Mitarbeiter Kolja Linden berichtet.
Aachen. Erst die rasante Aufführung der ,,Lysistrata“ des Theater Ausbruch (die AZ berichtete), jetzt eine ebenso lebhafte Podiumsdiskussion. Fachleute, Zuschauer und die jungen Darsteller des Theaterprojekts im Ostviertel nahmen so intensiv Anteil, dass der Moderator der Runde, AZ-Redakteur Matthias Hinrichs, gegen Ende einen ,,Annahmestopp“ für Wortmeldungen verhängen musste. Erfreulich für die Veranstalter, dass sich, passend zum Thema ,,Gewaltprävention mit Jugendlichen“, besonders viele junge Leute aktiv in die Argumentationen der Experten auf dem Podium einmischten. Eine Beteiligung, die so durchaus erwünscht war.

Den Anfang jedoch machte Thomas Auchter. Der in Aachen niedergelassene Psychotherapeut sieht die Ursachen von Jugendgewalt nicht nur bei den betroffenen Jugendlichen, sondern in unserer Gesellschaft. ,,Kinder lernen durch Nachahmen“, so der Psychologe. Sei also ein Vater gewalttätig, so steige die Gefahr, dass auch seine Kinder zu Gewalt griffen, um Probleme zu lösen. Anders gesagt, ,,die beste Gewaltprävention ist eine liebevolle Erziehung.“

Auch Matthias Fischer vom Aachener Friedenspreis machte die Umwelt, in der Jugendliche aufwachsen, für die Akzeptanz von Gewalt mitverantwortlich. Die Politik mache doch vor, dass Probleme durch Gewalt zu lösen seien, blickte der Lehrer auf die Beteiligung Deutschlands an kriegerischen Auseinandersetzungen. Seine Auffassung, die deutsche Gesellschaft sei rassistisch und heuchlerisch, wurde jedoch nicht von jedem Anwesenden geteilt.

Auch das Thema rassistisch motivierte Gewalt wurde von den Beteiligten angepackt. Schließlich sei das Problem gerade im Ostviertel spürbar, wo viele Ausländer unterschiedlicher Herkunft leben. ,,Keine gesellschaftliche Gruppe ist davon ausgeschlossen“, machte Sozialpädagoge Mohamed Ouni deutlich, dass Gewaltbereitschaft unabhängig von der Herkunft überall zu finden sei. Richard Okon, Leiter des Jugendzentrums von St. Josef, berichtete von Konflikten zwischen Jugendlichen verschiedener Nationen im Ostviertel, die erst Stück für Stück einander angenähert werden konnten.

Hürden dieser Art kennt auch Martin Goltsch, vom Theater Ausbruch. ,,Die Konflikte zwischen deutschen und türkischen Jugendlichen reichten zum Teil bis in die Elternhäuser“, so der Projektleiter. Dass solche Spannungen jedoch lösbar seien, darin waren sich alle Beteiligten einig. Anna Wahl von der Hauptschule Aretzstraße glaubt, dass ihre Schüler, die aus vielen Nationen stammen, selbst Wege zu einem besseren Verständnis finden können. Sie berichtete von Arbeitsgemeinschaften an der Schule, in denen allen Nationalitäten gemischt vertreten seinen. ,,Hier müssen Schüler Verantwortung übernehmen“, so die Pädagogin, ,,Das trauen wir ihnen auch zu!“ Eine Menge Mut gehöre jedoch dazu, so meinten jedenfalls die Darsteller des Theater Ausbruch. Nicht Wenige seien aus dem Projekt ausgestiegen, zum Teil auf Druck der eigenen Clique, zum Teil aus Angst vor der Verpflichtung.

Einig waren sich am Schluss alle Beteiligten in ihrem Lob für die jungen Theaterleute. Der Konsens in diesem Punkt drückte sich in einem klaren ,,Weiter so!“ aus.


Aachener Nachrichten, 09.10.2003

Friedenspreis: Diskussion in freien Theatern

Thema Jugendgewalt im "Ausbruch"

Aachen (mar). "Nach dem Krieg ist vor dem Krieg" heißt eine neue Veranstaltungsreihe, die der Aachener Friedenspreis mit städtischen und freien Bühnen organisiert. Am Samstag, 11. Oktober, diskutiert das Publikum im Theater Ausbruch mit Experten über Jugendgewalt.

"Über das Thema Krieg und Gewalt sprechen wir meist immer mit den gleichen Menschen - und die wissen ohnehin schon gut Bescheid", sagt Gerhard Diefenbach, der Vorsitzende des Vereins Aachener Friedenspreis. Nach Ausbruch des Irakkrieges hatten Diskussionen und Gespräche die Vorstellungen im Großen Haus des Stadttheaters ergänzt. Ermutigt durch den Erfolg, will der Friedenspreis nun auch die freien Theater der Stadt in seine Reihe einbeziehen. "Die Veranstaltungen sollen dabei jetzt das Thema des jeweiligen Stücks aufgreifen", erklärt Matthias Fischer vom Aachener Friedenspreis.

Den Anfang macht das Theater Ausbruch im Aachener Osten: Die Komödie "Lysistrata", im Original von Aristophanes, spielt hier in einer Disco namens "Akropolis". Wie im antiken Vorbild versagen sich die Frauen ihren Männern sexuell, um sie zum Frieden zu zwingen. "Die Besetzung mit jungen Laiendarstellern aus dem Problemviertel macht die Besonderheit des Stückes aus", sagt Martin Golsch vom Theater Ausbruch. Nach der Aufführung diskutieren der Diplom-Psychologe Thomas Auchter, Matthias Fischer (Friedenspreis), Richard Okon vom Josefhaus und Anna Wahl vom "Netzwerk Aachener Schulen gegen Gewalt und Rassismus" mit dem Publikum. Die Vorstellung beginnt am Samstag um 19.30 Uhr im Bürgerzentrum an der Schleswigstraße 3. Premiere des Stücks ist am Freitag, 10. Oktober, 19.30 Uhr.
 

Aachener Zeitung, 07.10.2003

Bündnis für neue «Kultur des Friedens»
Aachen. Es soll ein Brückenschlag werden zwischen den Theatern der Stadt und dem Verein Aachener Friedenspreis.
«Theater greift Themen von Frieden und Gewalt auf», sagt Gerhard Diefenbach, Vorsitzender des Friedenspreises. «Da wollen wir unsere Arbeit einbringen.»
Und so sieht das neu geschmiedete Bündnis aus: Verschiedene Aachener Theater führen Stücke auf, die in irgendeiner Weise mit oben genannten Themen zu tun haben, anschließend finden in den Häusern Podiumsdiskussionen mit Fachleuten und Mitgliedern des Friedenspreises statt.

Hier werden diese Themen dann gemeinsam mit den Zuschauern aufgearbeitet.
Die Veranstaltungsreihe, die passend zur aktuellen Situation im Nahen Osten den Titel «Nach dem Krieg ist vor dem Krieg» trägt, beginnt am kommenden Samstag mit dem Klassiker «Lysistrata» vom Theater Ausbruch.
Der Verein Aachener Friedenspreis sieht das Projekt in der Nachfolge der überaus erfolgreichen Reihe «Nach dem eisernen Vorhang» in Zusammenarbeit mit dem Theater Aachen. Hier kam es nach Ausbruch des Irak-Kriegs immer wieder montags nach den Aufführungen zu gut besuchten Diskussionsrunden, in denen jeder die Gelegenheit hatte, «seinen Gefühlen Ausdruck zu geben», so Diefenbach. «Das wollten wir auf andere Theatergruppen ausweiten.»
Mit im Boot sind nun neben dem Theater Aachen und dem Theater Ausbruch noch das Grenzlandtheater und das Theater K.
Nicht mit einem eigenen Stück vertreten, aber dennoch beteiligt ist das Das Da Theater, das Räumlichkeiten zur Verfügung stellen will. Dieses Bündnis will, so sieht es Diefenbach, eine Kultur des Friedens in Aachen schaffen.
Das Theater Ausbruch, eine Initiative für junge Erwachsene aus dem Ostviertel, wagt sich an ein echtes «künstlerisches Experiment», so dessen Leiter Martin Goltsch.
Den Schauplatz der antiken Komödie «Lysistrata» verlegen die jungen Theaterleute kurzerhand in eine moderne Disko, die Kriege griechischer Stadtstaaten werden zu Auseinandersetzungen jugendlicher Gangs.

Zur anschließenden Podiumsdiskussion, die von AZ-Redakteur Matthias Hinrichs moderiert wird, wünschen sich die Initiatoren besonders viele junge Besucher.
Die Beiträge der anderen Häuser zu der Veranstaltungsreihe sind «Alle meine Söhne» des Grezlandtheaters, «Gilgamesh» vom «Theater K», ab 2004 die Stücke «Philotas» und «Balkan ist nicht tot» im «Mörgens» und im großen Haus des Theaters Aachen.